Dampfsperrenanschluss

Diskutiere Dampfsperrenanschluss im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Liebes Fachwerkforum, zuerst möchte ich mich bedanken für die letzten Antworten auf meine Fragen. Nun ergibt sich schon die nächste. Ich möchte...
N

Nississippi

Beiträge
6
Liebes Fachwerkforum,

zuerst möchte ich mich bedanken für die letzten Antworten auf meine Fragen. Nun ergibt sich schon die nächste.

Ich möchte gerne eine alte Vollziegelwand (35cm) von innen dämmen (Außenfassade darf nicht verändert werden). Mit dem U-Wert-Rechner habe ich schon die Dämmwerte, die Taupunktlinie und die Materialen bestimmt. Es wird also auf eine Holzkonstruktion mit Dämmwolle und einer Dampfsperre hinauslaufen. Nach innen wird das Ganze mit einer Rigipsplatte abgeschlossen. Bei der Wand stellt sich bei mir allerdings die Frage, wie ich die Dampfsperre an den Boden anschließen muss.
Sollte ich die Dampfsperre einfach an das waagerechte untere Kantholz kleben? Müsste dann noch der kleine Spalt zwischen dem Estrich und dem Kantholz versiegelt werden?
Die Dampfsperre kann doch eigentlich nicht direkt auf den Estrich geklebt werden, denn dann müsste die Dampfsperre entweder vor dem Bau der Holzkonstruktion aufgeklebt werden oder das Klebeband stört nachher das Verlegen des Fußbodens.
Kleine Zusatzfrage: Muss ich die auf die Holzkonstruktion getackerte Dampfsperre nochmal an den Tackernadeln abkleben, oder kann man die Rigipsplatten direkt darauf schrauben?

Beste Grüße nississippi
 
Innendämmung

Hallo John,
so einfach ist das mit einer Innendämmung nicht.
Erst mal zur Wahl der Materialien:
Holz und organische Dämmstoffe in einem feuchtegefährdeten Bereich einzusetzen ist leichtsinnig. Selbst wenn die Dampfsperre funktionieren sollte gibt es im Zwischenraum vagabundierende Restfeuchte aus dem Material und der Sorptionsfeuchte der Wand. Dazu können noch Regen- und Tauwasser sowie kapillare Feuchte kommen.
In dem ach so schönen U-Wertrechner im Internet werden die realen Vorgänge in der Wand leider nicht bzw. fehlerhaft dargestellt; sie sollten sich darauf nicht verlassen.
Selbst mit feuchteresistenten Materialien haben Sie das Problem der Dampfdichtigkeit nicht gelöst.

Dann ist die handwerkliche Realisierung selber ein Problem:
Der Teufel steckt hier bei einem solchen gering fehlertoleranten System im Detail, in den Anschlußpunkten an Fußboden, Decke, Fenster- und Türlaibungen, Übergängen zu Innenwänden, Fensterbrettern, Heizkörpermontagen, ELT- Installationen usw.
Das von ihnen angsprochene Problem ist nur eines von vielen, die sie noch gar nicht kennen.

Dazu kommen noch Veränderungen des Gesamtsystems Gebäudehülle, die ohne Berücksichtigung selbst bei dampfdicht ausgeführter Vorsatzschale auftreten werden. Plötzlich gibt es z.B. Kondensatausfall und Schimmel an Stellen, die vorher immer trocken waren.

Ich schlage ihnen vor, die Innendämmung als einen Teil einer Gesamtsanierungskonzeption zu sehen und ganzheitlich in Abstimmung mit allen anderen auch erst später geplanten Maßnahmen zu lösen. Kann sein das dabei eine ganz andere technische Lösung herauskommt.

Viele Grüße
 
Kopieren und einsetzen

Hallo John,
Hier was aus meiner Textsammlung:


Bei der energetischen Sanierung von Bestandsbauten muss man die Gebäude immer ganzheitlich betrachten.
Das gilt besonders für Fachwerkhäuser.
Je besser ein Bauteil gedämmt wird , desto größer wird der Unterschied zum „Nachbarbauteil“.
Die warme, gesättigte Raumluft sucht sich dann immer die kälteste Stelle im Raum um zu kondensieren:
Gefahr von Schimmelbildung.

Innendämmung der Aussenwände

Die energetische Aufwertung von Gebäuden richtet den Focus immer stärker auf den Bestand.
Insbesondere bei denkmalgeschützten Fachwerkhäusern kann in der Regel nur von innen gedämmt werden.
Eine sehr gute Möglichkeit ist die kapillaraktive Innendämmung.
Stand der Technik ist aber auch noch die diffusionsbremsende Methode mit konventionellen Dämmstoffen.
Hier ist aber 120% Ausführungsqualität gefragt??

Geeignete Materialien:

Leichtlehmvorsatzschalen mit den verschiedensten Zuschlagstoffen: zb Holzhackschnitzel, Holzspäne, Perlite, Liapor, Stroh, Kork usw.
In Lehm eingebettete Schilfrohrmatten .
Holzweichfaserplatten , Korkplatten
Magesitgebundene Holzwolle-Leichtbauplatten.
Calziumsilikatplatten
Platten aus gepresster Perlite
Mineralschaumplatten, hydrophil eingestellt

Verarbeitungsgrundsätze

Beim Einbau der Materialien ist darauf zu achten, dass keine HOHLRÄUME eingebaut werden.
Kapillare Anbindung ist der Fachbegriff.
In Hohlräumen würde ein „Kleinklima“ entstehen. (Nebel, Wassertropfen ungebunden)
Die Systemhersteller bieten einen Kleber an ,der einen größeren Diffusionswiderstand hat als die Platten: kontrollierte Kondensationsebene.

Beschreibung der Wirkung

Wandkonstruktionen bedürfen laut DIN 4108-3 eines Feuchteschutznachweises zur Begrenzung des Tauwasserausfalls innerhalb der Konstruktion.
Für den rechnerichen Nachweis bedient man sich des „Glaserverfahrens“. ( U- Wertrechner)
Das ist aber ein vereinfachtes Verfahren, das nur Wärmeleitung und Dampfdiffusion unter stationären Randbedingungen berücksichtigt.
Wärme- und Feuchtespeicherung werden ebenso vernachlässigt, wie der Flüssig-und Kapillartransport.

Wirkweise der kapillaraktiven Innendämmung

Das Glaserverfahren ist für die Berechnung kapillaraktiver Innendämmungen ungeeignet!!
Geeignet sind nummerische Simulationsverfahren, die von der DIN 4108-3 ausdrücklich zugelassen werden.
Weil dieser Nachweis rechnerich kompliziert ist, versuche ich es mal mit einer „philosophischen“ Betrachtungsweise:
Aufgrund des Dampfdruckgefälles will die warme gesättigte Luft immer auf die kalte Seite.
Der „Motor“ ist die Temperaturdifferenz.
Irgendwann trifft sie auf die „kalte Wand“ und es kommt zur Wasserdampfkondensation.

Es entsteht Wasser in flüssiger „Tröpfchenform“ und es entsteht WÄRME.
Dieser „Nebel“ wird von den diffussionsoffenen, kapillaraktiven Dämmstoffen schadensfrei eingelagert.
Das ist der erste Feuchtefluss. Siehe Kühlakku.
Der zweite Feuchtefluss beruht auf Kapillarität und verläuft genau entgegengesetzt. Siehe Zuckerstein und Kaffee.
Die Feuchtigkeit verdunstet nach innen und es entsteht KÄLTE.
Da im Winter immer etwas Kondensat in der Dämmung verbleibt, gibt es im Winter einen „latenten“ Wärmegewinn.

Im Sommer verdunstet das „Restkondensat“ und es entsteht Verdunstungskälte.
Bei kritischen Einbausituationen kann man die Verdunstung beschleunigen, indem man eine Wandheizung einbaut.
Fazit:
Diffusionsoffene, kapillaraktive Dämmsysteme haben den Vorteil dass sie das Raumklima aufgrund ihrer Feuchtepuffereigenschaften positiv beeinflussen können.
Bei richtiger Ausführung sind sie als fehlertolerant zu bezeichnen.

Viel Grüße
 
Und jetzt nach meinen zwei Freunden....

...zur Veranschaulichung noch was: Stell dir vor, du bist in Luft gelöster Wasserdampf und willst an einer kalten Stelle kondensieren. Meinst du nicht auch, daß du es in einem vernünftig beheiztem Gemäuer, das nicht unnötig Möbel dicht an die Außenwände gestellt hat, viel schwerer hast, eine kalte Stelle zu finden um zu kondensieren als in einer Hütte, in der zu Teilen irgendwelche Vorsatzschalen mit Dämmung und fragwürdiger Andichtung angebracht worden sind? Da verschiebt eine solche Innenschale Oberflächentemperaturen niedriger Art an ganz blöde Ecken. Wenn du innen dämmen willst, dann bitte moderat und kapillar aktiv und bitte mit Bedacht.

Gruß Patrick.
 
Thema: Dampfsperrenanschluss
Zurück
Oben