es gibt da was
Moin, moin,
wir decken auch gerade ein Reetdach ein - auf herkömmliche Art und Weise.
Auf der Nordbau 2008 sind wir auf eine Studie gestoßen, hier ein veralteter Link, die Unterlagen habe ich wegen Umzugs gerade nicht griffbereit.
http://209.85.129.132/search?q=cach...Reetdach+feuer+brand&hl=de&ct=clnk&cd=1&gl=de
Da wurden kontrolliert Reetdachhäuser abgebrannt, die verschieden eingedeckt waren. Bei der herkömmlichen Eindeckung war spätestens durch das Löschwasser das ganze Haus verloren. Die andere Methode sieht eine direkte Eindeckung auf ein spezielle Holzplatte ohne Zwischenraum vor. Hier brannte dann tatsächlich nur das Reet und selbst die Löschung hat den Innenraum wohl so gut wie garnicht berührt.
ABER...
... ohne Hinterlüftung ist das aber auch nicht die eierlegende Wollmilchsau! Die Holländer sollen ihre Reetdächer ohne Hinterlüftung eindecken - wie lange dies dann aber hält, da bekommt man auch keine genauen Infos.
Wir haben uns mit der Materie aufgrund der aktuellen schnellen Verrottung der Reetdächer sehr genau auseinander gesetzt. Das ist ja schließlich viel Geld, welches da angelegt wird. Und wir haben wohl ganz schön für Aufruhr gesorgt, weil wir die örtlichen Reetlieferanten heimgesucht haben, um uns mal die Lagerbedingung usw. vor Ort anzuschauen. Anscheinend waren wir die ersten, die dies so praktiziert haben. Schließlich sind wir beim Dachdeckereinkauf gelandet und haben unser Reet über den Händler auf Fehmarn bekommen. Nicht nur, weil er uns zu diesem Zeitpunkt ein (hoffentlich) wirklich gutes Material anbieten konnte, sondern weil uns auch die Lagerbedingungen restlos überzeugt haben.
Ich kann Folgendes raten:
Material selbst vor Ort (Händler) in der Gesamtheit anschauen und nicht nur ein ausgewähltes Bündel zeigen lassen. Lieber ein etwas groberes/dickeres Reet zu wählen, da dieses das aufgenommene Wasser schneller wieder abfliessen lässt. Nicht zu dünn aber auch nicht zu dick eindecken lassen (so um die 35 cm ist schon eine gute Sache). Dann mit das Wichtigste: Die Dachneigung muss stimmen!!! Der Gelbdruck (Fachregeln für das Eindecken eines Reetdaches) wurde neu aufgelegt. An diese haben sich die Betriebe zu halten und sind Grundlage für den Auftrag. Und vor allem auf die Länge der Reetbunde achten. Alles um die 1,65/ 1,70 m ist wunderbar. Denn nur damit kann im Dach selbst auch die Neigung stimmen. Zu kurze Reetbunde erinnern dann wieder an eine waagerechte Eindeckung. Zudem bei Anlieferung den Feuchtegehalt des Reetes kontrollieren. Dieser sollte auf keinen Fall über 18 % liegen. Dann gibt es noch die Möglichkeit das Reet im Vorwege untersuchen zu lassen - Ihr fachlich versierter Reetdachdecker sollte Sie auch in dieser Hinsicht gut beraten können.
Dann nicht bei Regen eindecken lassen und das Abplanen mit anbieten lassen. Bäume am Haus sind durch Schatten und starkem Tropfen bei Regen ungünstig - wir lassen unsere jahrhundertealten Linden trotzdem stehen - da muss dann eben öfters mal gefegt und kontrolliert werden. Und geben Sie lieber ein paar Cent mehr aus (darauf kommt es dann wohl auch nicht mehr an) und wählen halbrunde Latten, da sich der Bindedraht (bloß nicht schrauben lassen) dann besser drumherum legen kann.
Ganz wichtig ist bei einem Dachgeschossausbau eine großzügig bemessene Hinterlüftung zu berücksichtigen. Nichts ist tödlicher aus fehlende Hinterlüftung, zu geringe Dachneigung, den Einbau von Dachgauben mit einer fast waagerechten Dachneigung und dahinter dann auch noch Feuchträume.
Also unterm Strich alles selbst gemachte Probleme. Damals gab es im DG keinen Ausbau und die Tiere und der offene Herd haben das Dach auch von innen getrocknet. Natürlich kommt nun (meiner Meinung nach) die veränderte Reetqualität durch die Klimaveränderung und das Dollarzeichen in den Augen der Vertreiber dazu.
Also Augen auf beim Reetdachkauf!
Aber das Klima unter so einem Reetdach hat uns vollkommen überzeugt und da heißt es dann einfach: No risk - no fun!
Wir wünschen Ihnen viel Glück - auch bei der Auswahl der Reetdachhändler. Hören Sie sich um, fragen Sie bei Händlern nach, gehen Sie Gerüchten nach. Nur weil eine Firma das schon seit Jahrzehnten macht, heißt es nicht, dass sie es richtig macht. Lassen Sie sich von der ausgewählten Firma Referenzobjekte benennen und nehmen Sie zu den Bauherren Kontakt auf. Vertrauen Sie auch nicht nur auf die Empfehlungen (des meist gierigen) Architekten. Seine Entlohung ist an die Höhe der Bausummen gekoppelt. Und fünf Jahre Gewährleistung sind bei einem Reetdach eine zu kurze Zeit. Fragen Sie mal beim Denkmalamt oder den evtl. Stiftungen höflich an, ob die mal mit Reetdachdeckern schlechte Erfahrungen sammeln durften oder bei welchen Dächern es recht schnell zu schäden gekommen ist. Falls Sie noch Fragen haben bzgl. Angebotsunterbreitung bzw. -gestaltung, dann können Sie gerne mal anfragen, was wir nun besser machen würden! ;-))
Viele Grüße, Kirk.